Urlaubsbericht
Tysnes
von Thomas Weber
Nachdem wir die letzten 3 Jahre unseren Norwegenurlaub einer Anlage nördlich
von Bergen verbracht haben und nun wieder mal ein wenig Abwechslung wollten,
haben wir uns entschlossen, wieder mal nach Tysnes zu Micha zu fahren.
Für meine Kollegen war Tysnes absolutes Neuland, aber für mich wurden hier
alte Erinnerungen wach.Hier auf Tysnes wurde ich vor 6 Jahren mit
dem"Norwegen-Virus" infiziert.
Somit fiel es mir nicht schwer, meine Leute von diesem Ort zu überzeugen.
Wir reisten also Anfang September für satte 2 Wochen nach "Tysnes-Island".
Dort angekommen, wurden wir herzlich von Micha begrüßt. Natürlich wie immer
mit einem lockeren Spruch auf den Lippen - wer Micha kennt, weiß wovon ich
rede!?
Schnell hatten wir unsere Wohnung bezogen und unsere Boote erhalten. Somit
konnte das "Treiben" beginnen.
Wir hatten diesmal Megaglück mit dem Wetter - unglaubliche 25-30 Grad im
Schatten und das in Norwegen im September! Demzufolge "mußten" wir
Wohl oder Übel unter diesen Mallorca-Bedingungen unsere Klamotten fast immer
zuhause lassen und unseren Fischen in der Badehose nachstellen.
Wir fingen auch sehr, sehr gut, sodaß unsere Fischkisten bereits nach einer
Woche sehr gut gefüllt waren.
Einmal in der Woche veranstaltet Micha eine gemeinsame Ausfahrt mit allen
interessierten Gästen, wobei er immer einige Tricks verrät und uns einige
seiner Geheimstellen zeigt.
So auch am Tag der Entscheidung dem 17.09.2002.
Micha trat an uns heran und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, an diesem Tag
mit ihm und seinem Boot mit raus zu fahren.
Logischerweise ließen wir uns diese Möglichkeit nicht entgehen und sagten zu.
Also starten wir um ca. 9.00 Uhr - unser Ziel waren die 3 Inseln, nördlich von
Vage (wer schon mal auf Tysnes war, weiß, was gemeint ist).
Auf der ca. 45 Minuten dauernden Fahrt zu den Fanggründen wurde natürlich viel
"gefachsimpelt" und speziell bei mir wurden alte Erinnerungen von vor
6 Jahren wach. Damals, bei meinem 1 Besuch, fuhren wir auch mit Michael raus zum
fischen. An diesem Tag lernten wir, wie man in Norwegen richtig Fische fängt!!!
Und nun saßen mein Kumpel Frank und ich wieder mit diesem "Angelverrückten"
im Boot und wollten großen Fische fangen.
Uns folgten die anderen Angelkollegen in ihren kleinen Booten durch die
sagenhafte und beeindruckende Fjordlandschaft Norwegens.
Micha sagte zu uns:"Heute holen wir uns nen großen Leng!"
Wir ahnten natürlich nicht, daß er, wie sich später herausstellen
sollte,damit gar nicht so Unrecht haben sollte.
Vor Vage angekommen wurden auch gleich die "leckeren" Makrelenfilets
zu den Räubern in ca.80-160m Tiefe hinab gelassen.
Ziemlich schnell landeten einige gute Fische in den Fischkisten - Lengs, Lumps
und Schellfische. Nur ich hatte noch nichts...hhmm! Ich muß dazusagen: Mein
Kumpel und ich angelten mit Kreishaken(Circle Haken) und Micha mit seiner seit 7
Jahren bewährten Erfolgsmontage (Pilker mit Makrelenfetzen und 1 Beifänger).
Micha gab schon immer Spitzen - so nach dem Motto:"Na, wollt Ihr umbauen?!"
Wir: "Nö, abgerechnet wird am Ende!!"
Plötzlich bekam auch ich meinen ersehnten Biss, der sich wie üblich durch
leichtes Zittern der Rutenspitze ankündigte. Als der Gegenzug stärker wurde,
war es dann Zeit für den Anschlag. Aber, Halt - nicht beim Kreishaken!!!
Hier muß man einfach nur den Zug durch anheben der Rutenspitze verstärken und
der Fisch hakt sich selbst!
So hab' ich das dann auch praktiziert und der Haken drehte sich von selbst in
den Maulwinkel des Fisches. Mit dem, was dann folgte, hätte ich in meinen kühnsten
Träumen nicht
gerechnet.
Zum Glück hatte ich meine Rollenbremse auf Zug eingestellt, denn der Fisch, den
ich in ca. 141Metern Tiefe gehakt hatte, zog mir locker einfach so 20-25 m von
der hart eingestellten Rolle!! Das hatte ich noch nie erlebt!
Micha sagte gleich. "Das ist'n Großer - mindestens 1,50 m!!"
So nach und nach bekam ich Kontrolle über das Ungetüm und gewann ein paar
Meter. Aber schon hat er mir wieder 10 m runtergeholt. So ging das ne ganze
Weile, wobei ich mehr und mehr an Boden gewann. Als ich Ihn dann schätzungsweise
40/50 m vom Grund hochgepumt hatte, war die erste Gegenwehr des Fisches
gebrochen. Langsam, aber voll konzentriert arbeitete ich weiter. Immer wieder
zeigte er seine noch vorhandene Kraft und wehrte sich kräftig.
Nach ca.15/20 Minuten(ich hatte kein Zeitgefühl mehr) hatte ich ihn dann
endlich oben - Junge, war das ein Vieh!!!
Doch irgendwie war plötzlich meine Schnur abgerissen! Was war passiert? Beim
Auftauchen hatte sich der Fisch in meiner Schnur eingewickelt und vermutlich
durch schurbeln an seinen scharfen Kiemendeckeln diese gekappt..
Panik entstand - Micha warf sofort den Motor an und wendete schnell.
"Hoffentlich platzt nicht seine Schwimmblase und geht unter", sagte
Micha.
Aber durch seine Erfahrung glückte auch dieses Mannöver und wir konnten ihn
schließlich ins Boot ziehen.
Es war ein Leng - und was für einer!!!
Mein Kumpel Frank und ich konnten es gar nicht glauben, was da gerade passiert
war. Er sagte nur immer wieder:"Daß die Dinger so groß werden, hätte ich
nie gedacht!"
Ich mußte mich erstmal setzten, denn meine Beine waren ganzschön weich und
meine Hände zitterten - mußte das erstmal verarbeiten!
Micha's erste Tat war, den Fisch mit seinem nur bis 1,50m anzeigenden Maßband
zu vermessen und ein erleichtertes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit!
Er war länger, aber keine 1,74m - das war Micha's Rekord!
War mir persönlich auch egal - wollte ihm doch auf keinen Fall seinen Rekord
streitig machen!
Aber erstaunlich, Michael's langjährige Erfahrung hatte ihm wiedermal Recht
gegeben - über 1,50 !!!
Natürlich hatte auch die Kollegen auf den anderen Booten um uns herum
mitbekommen, was bei uns abgelaufen war, sodaß uns von vielen Seiten mit einem
anerkennenden Petri Heil gratuliert wurde.
Ich muß ehrlich gestehen - für mich war der Angeltag "gelaufen" -
ich hatte meinen Leng, den ich irgendwann im Leben mal fangen wollte und keiner
konnte ihn mir mehr nehmen!
Natürlich wurden gleich an Bord mit dem Fotoapparat ein paar Schnappschüsse
gemacht, damit dieser Moment auch für die Nachwelt festgehalten werden konnte.
Frank und Micha fingen danach noch ein paar mittelprächtige Lengs und
Schellfische, die unseren Angelerfolg an diesem denkwürdigen Tage abrundeten!
Aber auch die anderen Angelkollegen waren an diesem Tag erfolgreich und die
Fischkisten waren voll mit Lengs von Größen bis zu 1 m.
Auf der Heimfahrt klopfte mir Micha auf die Schulter und sagte:"Jetzt
wird's schwer, das nochmal zu steigern!" Aber ich denke, auch er war stolz
!?
Als wir uns der Ferienanlage näherten, wurden wir schon erwartet. Alle wollten
dabei sein, wenn wir unsere Beute ausladen und logischerweise auch ein paar
Erinnerungsfotos machen.
Ich weiß nicht, wie oft ich "meinen Leng" hochstemmen und in den
verschiedensten Posen halten mußte, aber das macht man ja schließlich gern und
voller Stolz!!! Das obligatorische Messen und Wiegen war dann nur noch Formsache:
Bei einer Länge von 1.60 m zeigte die Waage genau 23,50 kg an
(47 Pfd.- Super)!!
Diesen Tag werde ich mein Leben lang nicht vergessen, so wie auch der gesamte
Urlaub auf Tysnes unvergessen bleiben wird!
Micha, ihr werdet mich/uns wiedersehen !!!
Euer Thomas "The Lengkiller"