Ein Riesenleng von 1,80m aus
dem Bjørnafjord
(Juni 03)
(klikk auf Foto für Vergrösserung)
Dieses Jahr reisst die Fänge von kapitalen Lengs nicht ab! Folgendes
Schreiben samt tollem ausführlichem Fangbericht und Fotos erreichte uns von den glücklichen Anglern aus Eich,
die während einer gebuchten Angeltour mit Micha einen 1,80 m Leng im
Bjørnafjord fingen:
Hallo Michaela und Michael,
herzliche Grüße aus dem Ortsteil Eich (Andernach) senden Euch die sechs
Angler, von denen Helmut (dank Michaels tatkräftiger Hilfe und super
anglerischen Fähigkeiten) den Riesenleng von 1,80 m fing.
Michael, nochmals herzlichen Dank für Deine tolle Unterstützung. Wir
werden Euch auf das allerbeste weiterempfehlen.
Viele Grüße und allzeit Petri Heil aus dem schönen Andernach am Rhein
Lothar Wüsthoff Leo Herrmann
Helmut Schlich
Günter Kutschki
Rudi Maurer
Günter Kneifl
Helmut Schlich und Micha
freuen sich über den tollen Fang!
Riesenleng am Björnafjord
Am 5.6.2003 ging es endlich los
- unser Kleinbus war vollbepackt, die lange Zeit des Wartens, die Zeit der
anglerischen Vorbereitungen (Pilkereigenbau, knüpfen von Vorfächern etc), die
Zeit vieler nächtlicher Wunschträume von den ganz Großen des Björnafjords
war endlich vorbei.
"Ralle", sicherlich den meisten im Anglerboard bekannt, war schon
mehrfach am Björnafjord, unserem diesjährigen Urlaubsziel und hatte uns für
unsere Vorbereitungen bereits per Telefon und E-Mail gute Tipps gegeben. Er war
auch dieses Jahr wieder dort und zwar schon zwei Wochen vor uns. Wie wir im
Board ja schon lesen konnten, fuhr er kurz nach unserer Ankunft sehr zufrieden
und mit gefüllten Fischkisten wieder nach Hause.
Wir (sechs Angelfreunde aus Eich/Andernach am Rhein) haben diesem einwöchigen
Angelurlaub regelrecht entgegengefiebert, so als hätten wir geahnt, dass wir
etwas vielleicht Einmaliges erleben würden. Rechtzeitig und ohne Stau kamen wir
in Kiel an, um von dort mit der ColorLine nach Oslo zu schippern. Problemlos
wurde eingecheckt und bei blauem Himmel an Deck die Ausfahrt aus der Kieler Förde
genossen. Nach ruhiger Fahrt, etwas Anglerlatein und bei einigen Bierchen kamen
wir am anderen Morgen gut ausgeruht in Oslo an. Wir hatten bewusst die Fährverbindung
Kiel - Oslo und nicht Hanstholm - Bergen gewählt, um die Traumstrecke von Oslo
Richtung Bergen zum Björnafjord genießen zu können. Es waren unvergessliche
Eindrücke, die wir während der ca. 9stündigen Autofahrt in uns aufnehmen
konnten. Wir waren gewaltig beeindruckt von der unvergleichlich schönen
Landschaft mit den herrlichen Wasserfällen, Flüssen und Fjorden. Sonnenschein,
blühende Wiesen und Bäume, grüne Berghänge auf den ersten 300 Kilometern
wurden in den Bergen abgelöst von einer fast schon unwirklich wirkenden
Winterlandschaft mit schroffen Felsmassiven, schneebedeckten Berggipfeln und
Gletschern. Schlechtes Wetter (wie konnte es auch anders sein) empfing uns dann
am frühen Abend an unserem Zielort - am Björnafjord.
Nachdem
wir unser Auto entladen und die Schlafzimmer des Ferienhauses aufgeteilt hatten,
machte sich sofort jeder von uns eine Angel fertig, um den Fjord einem ersten
Test zu unterziehen. Mit den beiden doch recht kleinen Booten mit 9,9 PS Motoren
wurde eine erste kurze Erkundungsausfahrt zu einer Stelle unternommen, wo nach
Aussagen unseres Vermieters angeblich gute Köhler nur darauf warteten, von uns
gefangen zu werden. Schnell wurden wir jedoch eines besseren belehrt, die Köhler
hatten scheinbar auf alles andere Appetit, nur nicht auf unsere Haken. Nachdem
wir beim Schleppen einige Makrelen und Pollacks auf die Schuppen legen konnten
und somit genügend Naturköder für die nächsten Tage hatten, fuhren wir vom
ersten Angelerfolg doch ein wenig enttäuscht zu unserem Haus zurück. Doch wir
waren ja gerade erst angekommen, es würde schon noch besser werden. Während am
nächsten Morgen, am Pfingstsonntag, drei von uns wieder zum angeln auf den
Fjord rausfuhren, fuhren zwei Freunde und ich nach dem Frühstück mit dem Auto
nach Tysnes, um dort einen Angelguide (Michael Naunheim) aufzusuchen, der auf
diversen Internet-Anglerseiten oft als hervorragender Fjordkenner und Angler
gepriesen wird. Er und seine Frau Michaela stammen aus Deutschland. Die Beiden
haben 1996 kurzentschlossen alle beruflichen Brücken hinter sich abgebrochen,
um ihren Traum zu verwirklichen. Sie betreuen heute ein Angelzentrum in Tysnes
und haben ihre damalige Entscheidung noch nie bereut. Wir hatten schon von
zuhause aus telefonischen Kontakt mit Michael aufgenommen und angefragt, ob wir
ihn für einige Stunden als unseren Guide verpflichten könnten. Er sagte uns zu,
mit uns in den nächsten Tagen einmal auf den Fjord rauszufahren, um uns gute
Lengstellen zu zeigen, sofern das Wetter mitspielen würde.
Ralle, den ich gern einmal persönlich hätte kennen gelernt hätte, kam leider
genau zu dieser Zeit, als ich mich in Tysnes befand, mit dem Boot bei meinen
Freunden vorbei, um Ihnen noch persönlich einige gute Tipps zu geben (Ralle
nochmals besten Dank für deine Bemühungen).
Pfingstmontag spielte das Wetter allerdings vollkommen verrückt, ein
Temperatursturz von 23 auf 12 Grad mit viel Wind und Hagelschauer überraschte
uns, so dass an angeln gar nicht zu denken war. Ja sollte das denn die ganze
Woche so weiter gehen, sollten alle Vorbereitungen für die Katz gewesen sein?
"Petri sei Dank" war das jedoch nicht so, am Dienstag, dem 10. Juni,
wurde das Wetter wieder etwas besser und wir konnten dann endlich mittags um
14.00 Uhr mit unserem Angelguide Michael bei leichtem Nordostwind und bedecktem
Himmel hinaus auf den Fjord fahren. Michael war davon überzeugt, dass wir ein
paar gute Angelstunden erleben würden. Er sollte recht behalten - und wie!
Nach ca. 30minütiger Bootsfahrt erreichen wir das von Michael angesteuerte Ziel.
Auf beiden Booten werden die bereits während der Fahrt mit Makrelenfetzenköder
bestückten 500 - 700 g Pilker abgelassen. Helmut befestigt zusätzlich an
seinem mit Leuchtfarben gefärbtem gelb-roten Blinker ein Knicklicht. Die
selbstgeküpften Vorfächer haben die Stärke 1.0 (Monofil) und als Hauptschnur
verwenden wir 0.32er Geflochtene. Zusätzlich zu den mit Makrelenfetzen bestückten
Pilkern angeln wir mit einem Beifänger mit jeweils zwei Haken, die beide
gleichzeitig in einen großen Makrelenfetzen befestigt werden. Laut Michael
sollen die Makrelen vor dem angeln unbedingt eingefroren gewesen sein, da sie
nur nach gefrorenem Zustand einen bestimmten Stoff absondern, der Fische zum Beißen
anregt. Wir beginnen bei ca. 130 m Tiefe und treiben allmählich ab bis auf eine
Tiefe von gut 200 m. Schon nach wenigen Minuten kündigt bei meinem Schwager
Rudi, der in dem zweiten Boot sitzt, ein leichtes wippen der Rutenspitze einen
Biss an. Er setzt zur rechten Zeit den Anschlag und der Fisch hängt. Nach
wenigen Minuten kommt ein kleiner Lumb von ca 70 cm zu Vorschein. Während
unsere Freunde im anderen Boot noch das Lümb`chen begutachten, beginnt in
unserem Boot Helmuts Rutenspitze leicht zu vibrieren, voller Konzentration beugt
er ein wenig vor. Eine kurze Zeit ist keine Bewegung mehr an der Rutenspitze
erkennbar und Helmut flucht schon leise vor sich hin. Plötzlich bewegt sich
jedoch die Rutenspitze mit einem starken Ruck nach unten und sofort setzt Helmut
den Anschlag - auch dieser Fisch hängt am Haken. Schon nach kurzem Drill wird
erkennbar, dass zwar kein ganz Großer aber doch ein mittelprächtiger Fisch
angebissen hat. Nach wenigen Minuten taucht neben unserem Boot ein schöner
Meterleng auf. Kopfschüttelnd stellen wir nun fest, dass wir vergessen haben -
man glaubt es kaum - unsere Gaffs mit in die Boote zu nehmen. Na ja, Fische
dieser Größenordnung bereiten ja auch ohne Gaff kein Problem; doch was soll
werden, wenn wirklich ein Superfisch anbeißt. Da die Drift doch recht stark
ist, starten Michael und auch unsere Angelfreunde auf dem zweiten Boot kurz
darauf wieder den Motor und wir fahren an unseren Ausgangspunkt auf 130 m Tiefe
zurück, die nächste Drift kann beginnen. Schon wieder haben unsere Freunde im
zweiten Boot den ersten und auch den zweiten Biss zu verzeichnen, doch diesmal
gelingt es Rudi und auch Micky nicht, den richtigen Zeitpunkt für den Anschlag
zu treffen und sie können leider ihr anglerisches Können nicht unter Beweis
stellen. Nur kurze Zeit später erneute Spannung in unserem Boot, Michaels
Rutenspitze beginnt zu zittern und kurz darauf schlägt die Spitze kräftig nach
unten aus. Mit all seiner Erfahrung setzt Michael gekonnt den Anschlag - gelernt
ist halt gelernt. Wenige Minuten später liegt ein zweiter Meterleng in der
Fischtonne. Na, das beginnt doch für den Anfang schon richtig gut, oder?
Danach folgen zwei Drift`s ohne jeglichen Fischkontakt. Wir beschließen noch
eine Drift zu versuchen, bevor wir dann eine andere windgeschütztere Stelle
aufsuchen wollen, da der Wind doch merklich auffrischt. Was dann bei dieser
Drift folgt, ist allerdings der absolute Hammer. Viele Angler träumen davon,
doch leider werden nur wenige etwas Vergleichbares erleben. Kaum beginnt die
neue Drift, als ich schon beim Ablassen des Pilkers auf ca. 50 m Tiefe einen
Ruck an meiner 25er geflochtenen Schnur verspüre. Nach kurzem Drill kann ich
einen schönen Schellfisch von ca. 3 kg auf die Schuppen legen. Ich betrachtete
noch stolz den ersten Schellfisch meiner Anglerlaufbahn, als sich Helmut`s
Rutenspitze wieder sacht auf- und ab bewegt. Helmut (der Vorsitzender unseres
Angelvereins "ASV Petri Heil Eich") hält als inzwischen ja
vermeintlich lengerfahrener Angler seine 2,70 m Angelrute der Marke Sänger
(Super- hev- High Carbon, Lure WT 250 - 500) ruhig und lässig in der Hand und
zieht genüsslich an seiner Zigarette, als plötzlich seine Rutenspitze mit
einem gewaltigen Ruck nach unten ausschlägt. Sofort setzt er einen perfekten
Anschlag - was nun folgt ist Wahnsinn pur. Es reißt ihm fast die Angelrute aus
der Hand. Die Rute biegt sich so stark bis unter unser Boot, dass wir schon
denken, sie würde brechen. Die Bremse der untenhängenden Mulirolle von
Cormoran (Corboss 30 SL) ist relativ hart eingestellt und Helmut will sie
schnell etwas weicher stellen. Doch Michael, unser erfahrenen Angelguide,
schreit ihn sofort an, er soll die Finger von der Bremse lassen und den Fisch
nur auf Spannung halten. Er sagt aufgrund seiner Erfahrung sofort voraus, dass
es ein ganz großer Brocken sein muss, der da angebissen hat. Der Fisch zieht
immer wieder trotz hart eingestellter Bremse in die Tiefe, schlägt eine Flucht
nach der anderen, 10 - 20 Meter Schnur zieht er von der Rolle, als gäbe es überhaupt
keine Bremse. Minutenlang kann Helmut den Fisch nur auf Spannung halten und
keinen Meter Schnur einholen. Doch irgendwann lässt die Kraft auch beim stärksten
Fisch nach und Helmut beginnt zu pumpen und zu kurbeln. Auf den ersten 30 Metern
liefert der Fisch weiterhin erbitterten Widerstand und auch Helmut`s Kräfte
beginnen allmählich zu erlahmen. Michael schreit ihn jedoch immer wieder an:
"Junge du hast die Chance auf den Fisch deines Lebens, lasse nicht locker,
du schaffst es, du wirst es später bereuen, wenn dir nun jemand hilft".
Unsere Angelfreunde in dem zweiten Boot sind inzwischen bis auf ca. 20 - 30
Meter an unser Boot herangekommen, um ebenfalls alles genau beobachten zu können.
Michael murmelte immer wieder vor sich hin: "Das ist ein garantiert ein
Leng, der sicherlich größer als 1,50 ist, wahrscheinlich größer als mein
bisher Größter" (sein persönlicher Rekordleng maß übrigens 1,74 m). So
nach und nach ermüdet nun der Fisch immer mehr und stellt seinen Widerstand
allmählich ein. Die Spannung steigt ins Unermessliche - wann kommt er endlich
an die Oberfläche, wann ist er endlich zu sehen. Michael ruft nun unseren
Freunden auf dem zweiten Boot zu, sie sollen mindesten 30 m zur Seite fahren, da
nach seiner Einschätzung der Fisch genau da hochkommen wird, wo sie mit ihrem
Boot stehen - und er sollte Recht behalten. Helmut pumpt und dreht den Fisch die
allerletzten Meter hoch, ihm schmerzen inzwischen nicht nur gewaltig die Arme
sondern auch der Rücken. Und plötzlich - wie aus dem Nichts - taucht er auf,
vollkommen regungslos, ein wahrhaftiger Monsterleng. Weit hat er die
Schwimmblase vor dem großen Maul und wir schauen ihn zuerst sprachlos an, bevor
auf beiden Booten ein lauter Jubel ausbricht. Vorsichtig dreht Helmut die
letzten Meter Schnur auf, zieht den Leng langsam bis ans Boot ran. Nun wird uns
wieder voller Schrecken bewusst, das wir kein Gaff dabei haben. Doch Michael,
unser Super-Angelguide beruhigt uns und sagt: "Der Leng, den ich nicht ins
Boot bekomme, muss noch geboren werden". Er beugt sich weit über den
Bootsrand unserer kleinen Nussschale und packte den Riesenleng hinter den Kiemen,
während ich mich als Kontergewicht über die andere Seite des Bootes lehne.
Gemeinsam mit Helmut gelingt es ihm schließlich, den Monsterleng an Bord zu
hiefen. Kopfschüttelnd schaut Michael den Riesen an und sagt zu Helmut:
"Junge du kannst es noch drei Menschenleben lang versuchen, solch einen
Leng wirst du nie mehr fangen".
Der Leng muss übrigens wenige Wochen vorher schon einmal am Haken gehangen
haben, da er noch einen recht blanken Beifängerhaken (Gummimak) mit Vorfach im
Maul hatte.
Da der Wind inzwischen immer mehr auffrischt, beendeten wir das Fischen im
tiefen Wasser und steuern unsere Boote etwas dichter unter Land. Dort fangen wir
im Mittelwasser noch einige schöne Köhler und fahren dann überglücklich zurück
zu unserem Ferienhaus.
Der Leng wurde nun voller Spannung vermessen und gewogen. Er war genau 1,80 m
lang, hatte also die Maximallänge, die ein Leng laut aller uns bekannter
Beschreibungen erreichen kann. Er wog gut 30 kg, dass ist unseres Erachtens bei
dieser Länge allerdings relativ wenig, da Lengs dieser Größe bis zu 40 kg
schwer werden. Wir führen das darauf zurück, dass er wegen dem Haken mit
Vorfach, den er ja noch im Maul hatte, wahrscheinlich in den letzten Wochen vom
Fressverhalten her etwas gestört war. Angelguide Michael und auch Einheimische
meinten, ihres Wissens seien zwar schon einige schwerere, aber noch nie ein längerer
Leng in dieser Gegend gefangen worden.
Zum Schluss wünschen wir noch allen Freunden des Anglerboards, dass zumindest
der ein oder andere einmal eine ähnliche Sternstunde beim Angelsport erlebt.